Die Digitalisierung der Energiewende bringt neue Chancen – aber auch klare Anforderungen. Ein zentraler Baustein für den sicheren Betrieb intelligenter Messsysteme (iMSys) in Deutschland sind die Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Mit der Technischen Richtlinie BSI-TR-03109 werden verbindliche Standards für Smart Meter Gateways, Steuerboxen und die gesamte Infrastruktur definiert.
Doch was steckt genau hinter dieser Richtlinie – und warum ist sie für Netzbetreiber, Stadtwerke und Messstellenbetreiber von so großer Bedeutung?
Die BSI-TR-03109 ist die maßgebliche technische Richtlinie für den Betrieb intelligenter Messsysteme in Deutschland. Sie legt die Sicherheits-, Funktions- und Kommunikationsanforderungen für alle Komponenten der Smart-Meter-Infrastruktur fest:
Smart Meter Gateways (SMGW)
Messsysteme (iMSys)
CLS-Schnittstellen (Controllable Local Systems)
Steuerboxen
Backend-Systeme (z. B. Gateway-Administration, EMS, Netzleitsysteme)
Die Richtlinie wird regelmäßig fortgeschrieben, um technische Weiterentwicklungen und regulatorische Anforderungen – zuletzt im Kontext von §14a EnWG – abzubilden.
Die Richtlinie gliedert sich in verschiedene Teile (Stand 2024/2025):
Teil 1: Allgemeine Anforderungen (Sicherheit, Architektur, Rollenmodelle)
Teil 2: Smart Meter Gateways – Funktionen, Zertifizierung, IT-Sicherheit
Teil 3: Kommunikation (WAN, HAN, LMN)
Teil 4: Schutzprofile und Sicherheitsanforderungen
Teil 5: Steuerboxen und CLS-Schnittstelle (neu und besonders relevant für §14a EnWG)
Teil 6: Marktkommunikation und Interoperabilität
Für die Energiewirtschaft ist die Richtlinie kein „nice to have“, sondern Pflicht:
IT-Sicherheit auf höchstem Niveau
Verschlüsselung, Authentifizierung und sichere Protokolle sind zwingend vorgeschrieben.
BSI-Zertifizierungen garantieren Schutz vor Manipulation und Cyberangriffen.
Rechtssicherheit für Netzbetreiber und MSBs
Nur TR-03109-konforme Geräte dürfen eingebaut und betrieben werden.
Verstöße können regulatorische Konsequenzen nach sich ziehen.
Interoperabilität im Smart Grid
Einheitliche Vorgaben stellen sicher, dass Geräte unterschiedlicher Hersteller reibungslos zusammenspielen.
Grundlage für Steuerbarkeit
Mit TR-03109-5 sind erstmals auch Steuerboxen als Pflichtbestandteil definiert – eine Schlüsselrolle für §14a EnWG und das netzdienliche Lastmanagement.
Mit der TR-03109 werden nicht nur Pflichten geschaffen, sondern auch neue Möglichkeiten für innovative Geschäftsmodelle:
Netzdienliches Steuern von Verbrauchern (Wärmepumpen, Wallboxen, Speicher)
Flexibilitätsprodukte und dynamische Tarife
Mehr Transparenz über Netzlast und Energienutzung
Zukunftssicherheit durch europaweit anerkannte Sicherheitsstandards
Für Netzbetreiber und Messstellenbetreiber bedeutet die Richtlinie konkret:
Bestandsaufnahme: Welche eingesetzten Systeme erfüllen bereits TR-03109?
Planung: Welche Upgrades, Gateways oder Steuerboxen müssen nachgerüstet werden?
Prozessintegration: Einbindung der Vorgaben in Rollout, Geräteprozesse und Dokumentation.
Softwareunterstützung: Digitale Plattformen helfen, Zertifizierungen, Einbau und Betrieb nach TR-03109 medienbruchfrei umzusetzen.
Die BSI-TR-03109 ist die technische Basis für den sicheren Betrieb intelligenter Messsysteme in Deutschland. Für Netzbetreiber, Stadtwerke und Messstellenbetreiber ist sie nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern auch ein strategischer Hebel: Wer die Vorgaben frühzeitig und effizient umsetzt, schafft sich Sicherheit, Prozessklarheit und die Grundlage für neue Geschäftsmodelle.
Die Erweiterung um TR-03109-5 zeigt deutlich: Steuerboxen sind kein Zukunftsthema mehr, sondern stehen unmittelbar vor dem Rollout. Jetzt gilt es, die Weichen zu stellen – organisatorisch, technisch und digital.